Wenn an dieser Stelle ein Rückblick auf den zurückliegenden Monat gestattet ist, so sind aus dem sorbischen Leben zwei Ereignisse zu nennen, die besonders erwähnenswert sind. Beide hat es in dieser Form noch nicht gegeben. Deshalb können sie für die Zukunft des sorbischen Miteinanders beispielhaft sein.
Bautzen (JK/SN). Die Konkretisierung und Aktualisierung der Arbeitsrichtlinien der Domowina war Hauptgegenstand der Tagung des Bundesvorstandes am 15. Februar in Bautzen. Besonderes Augenmerk galt der Stabilisierung und Erweiterung sorbischer Sprachräume. Vorliegende Evaluierungsergebnisse geben keinen Grund zur Zufriedenheit. Im Gegenteil, noch mehr Anstrengungen sind nötig, um die Zielstellungen in den laufenden Programmen zu erreichen.
Auch gilt es nun in den angebotenen Aussprachen mit den Kultusministern Sachsens als auch Brandenburgs, Christian Piwarz (CDU) und Britta Ernst (SPD), Schwerpunkte zu benennen und mögliche Wege und Lösungen anzubieten. Die Gesprächsangebote beider Landesministerien ergingen, nachdem die Leiter sorbischer Institutionen im Dezember vergangenen Jahres in einem Schreiben an beide Ministerien den fehlenden sorbischen Nachwuchs im öffentlichen und im Bildungsbereich bemängelten.
Panschwitz-Kuckau (SN/MWj). Mit mindestens einem Kandidaten will die Sorbische Wählervereinigung (SWV) in den nächsten Bautzener Kreistag einziehen. Das ist das Mindestziel des unabhängigen Verbandes. So stellte Mirko Schmidt den Zweck der Gruppe vor, als sie am 19. Februar im Sitzungsraum des Verwaltungsverbandes Am Klosterwasser in Panschwitz-Kuckau ihre Kandidaten zur Wahl am 26. Mai aufstellte. Das wichtigste Ergebnis ist: In allen 14 Wahlkreisen sind Kandidaten der SWV aufgestellt.
Per „Vorwahl“, ähnlich wie im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf, ließ die Sorbische Linke ihren Kandidaten legitimieren, der auf der Landesliste der Partei Die Linke zur Wahl des Sächsischen Landtages antreten soll.
Lehndorf (SN/at). Eine größtmögliche Legitimation sollte erreicht werden, um Kritikern der Landespartei entgegenzutreten. Diese hatten, zuletzt auf dem Parteitag der sächsischen Linken im August 2018 in Hoyerswerda, die Benennung des sorbischen Kandidaten nach dem bisherigen Prozedere zumindest infrage gestellt. Die Idee einer „Vorwahl“ unterstützt auch die Vorsitzende der sächsischen Linken Antje Feiks.
Der amerikanische Generalkonsul Timothy Eydelnant hat am 7. Februar Bautzen besucht. Nach einem Arbeitsgespräch mit dem Bautzener Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) hat sich der Diplomat auch über die aktuelle Lage der Sorben informiert. So besuchte er das Sorbische Museum, wo ihn der Vorsitzende des Krabat-Vereins Reiner Deutschmann sowie der FDP-Bundestagsabgeordnete Torsten Herbst, auf dessen Einladung Eydelnant Bautzen besuchte, und die Direktorin Christina Bogusz durchs Haus führten. „Persönliche Beziehungen zu Sorben habe ich keine. Ich interessiere mich aber sehr für sie“, äußerte der Diplomat am Rande in einem Interview mit den Serbske Nowiny. Mit 15 Jahren ist der gebürtige Weißrusse mit seinen Eltern nach Amerika ausgewandert. „Ich habe slawische Wurzeln. Über die Sorben in Deutschland habe ich schon vieles gehört und gelesen, deshalb wollte ich sie auch besuchen.“
Bautzen (SN/at). Eine wichtige Aufgabe für den neuen Sächsischen Landtag sieht Harald Baumann-Hasske (SPD) darin, das sächsische Sorbengesetz zu überprüfen. „Wir haben im Rahmen des letzten Sorbenberichts der Staatsregierung festgestellt, dass die Interessen der Sorben in diesem Gesetz nur unzureichend abgebildet sind“, unterstreicht der Ansprechpartner der SPD-Landtagsfraktion für sorbische Angelegenheiten im Gespräch mit den Serbske Nowiny. Baumann-Hasske verweist darauf, dass gegenwärtig keine Regelung bestehe, um im Falle ungenügend berücksichtigter Interessen diese einklagen zu können. „Das kann ein Punkt sein, den man dabei berücksichtigen müsste. Es ist sinnvoll, sich das 20 Jahre alte Sorbengesetz insgesamt einmal anzuschauen“, so der Politiker.
Zum Sorbischen Abend waren der Domowina-Vorsitzende David Statnik und die Vorsitzende des sächsischen Rates für sorbische Angelegenheiten Maria Michalk am 7. Februar nach Malschwitz gekommen. Bildung war ein Thema.
Die Witaj-Kindertagesstätte „Zum Wassermann“ in Trägerschaft des Sorbischen Schulvereins ist der Leuchtturm der sorbischen Sprache und Kultur in Malschwitz. Und so kam deren Leiterin Barbara Krahl nicht allein zu dieser Gesprächsrunde, sondern brachte gleich noch zwei Mütter mit. Deren jeweils ältere Kinder haben sich nach rund einem Jahr außerordentlich gut in die sorbische Sprache eingelebt. Karolina Pfuhl, mit ihrer Familie aus Rothenburg zugezogen, hatte wegen der sprachlichen Herausforderung anfangs etwas „Bammel“. Beim Sorbischen Abend bekannte sie, „nun ein fast vollständig positiv verändertes Kind“ zu haben. Ähnliches berichtete Ina Koban. Ein jetzt vorgeschlagener Elternstammtisch soll Realität werden. Hier können sich Mütter und Väter sorbische Wendungen aneignen, die für ihre Kinder bereits selbstverständlich sind.
Burg/Spreewald (HA/SN). Die Evaluierung des bilingualen WITAJ-Unterrichts in den Grundschulen der Niederlausitz, ihre unbefriedigenden Ergebnisse und die Situation im niedersorbischen Bildungswesen überhaupt standen im Mittelpunkt der 28. Hauptversammlung des Domowina-Regionalverbandes Niederlausitz am 1. Februar in Burg/Spreewald.
Dresden (SN/at). Der Freistaat Sachsen hat einen „Sächsischen Mitmach-Fonds“ aufgelegt, um im Lausitzer und Mitteldeutschen Braunkohlenrevier Ideenwettbewerbe zu initiieren. Aus diesen sollen den Strukturwandel befördernde konkrete und identitätsstiftende Projekte erwachsen. Für jedes Revier stehen 2019 und 2020 jeweils 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Für die sächsische Lausitz ist ein „Sorbische Kategorie“ mit Mitteln von insgesamt 400 000 Euro vorgesehen.
Im Fokus steht die sorbische Sprache, so der Titel „Łužica/Lausitz – Žiwa dwurěčnosć/die lebendige Zweisprachigkeit“. Die Sächsische Staatskanzlei wandte sich dazu an die Domowina. Diese stimmte sich mit dem Rat für sorbische Angelegenheiten und der Stiftung für das sorbische Volk ab und arbeitete für die Kabinettsvorlage zu, berichtete Domowina-Vorsitzender David Statnik. Dabei sollen Ansätze prämiert werden, „die die Anwendung der sorbischen Sprache und Identität fördern und dazu beitragen, die sorbischsprachige Gemeinschaft zu stärken“, informierte die Staatskanzlei.
Räckelwitz (SN). Sachsens Kultusminister Christian Piwarz hat am 25. Januar die sorbische Oberschule „Michał Hórnik“ in Räckelwitz besucht. Er folgte somit der Einladung des CDU-Abgeordneten des Sächsischen Landtages Aloysius Mikwauschk, des Schulleiters Christian Koreng sowie der Lehrer und Elternvertreter. Gründe, die Schule zu besuchen, gab es einige. Einerseits müssen dringend die baulichen Bedingungen des Hauses für die Schüler und Lehrer verbessert werden, andererseits brauche man vor Ort eine Prognose zum Personal, besonders zur Sicherung der Teamteaching-Stunden. Der Minister nahm am Unterricht der 10. Klasse teil, wo man sich gerade mit Populismus beschäftigte. Piwarz hatte so Gelegenheit zu erleben, wie Unterricht in Sorbisch auf hohem Niveau abgehalten wird. Nach der Stunde nutzten die Schüler die Gelegenheit und stellten sowohl dem Minister Piwarz als auch dem Abgeordneten Mikwauschk Fragen.