Wenn an dieser Stelle ein Rückblick auf den zurückliegenden Monat gestattet ist, so sind aus dem sorbischen Leben zwei Ereignisse zu nennen, die besonders erwähnenswert sind. Beide hat es in dieser Form noch nicht gegeben. Deshalb können sie für die Zukunft des sorbischen Miteinanders beispielhaft sein.
Bautzen (JK/SN/JaW/bn). Der Vorsitzende des Domowina-Regionalverbandes „Handrij Zejler“ Hoyerswerda, Marcel Braumann, hat sich auf der Domowina-Vorstandssitzung am 15. Dezember in Crostwitz gegen eine Zentralisierung sorbischer Institutionen ausgesprochen. Damit kritisierte er zugleich den Beschluss des Rates der Stiftung für das sorbische Volk vom 29. November, wonach die Stiftung die Bautzener Alte Posthalterei an der Goschwitzstraße kaufen, sanieren und das Sorbische Institut darin unterbringen will. Seiner Meinung nach könnten so Stiftungsgelder verschwendet werden und es werde wiederum ein Haus an zentraler Stelle in der Spreestadt gebaut. Daher forderte er, über den Bau und das Projekt an sich umfangreich zu diskutieren. Weiterhin äußerte Braumann Bedenken, dass man mit dem Kauf des Areals Immobilienspekulationen einiger Bautzener befeuere. Dies konnten die Mitglieder des Domowina-Bundesvorstandes nicht mittragen.
Der Jugendklub Radibor wurde in den Domowina-Regionalverband „Jan Arnošt Smoler“ Bautzen aufgenommen. Das überraschte viele Teilnehmer auf dessen Haupt- und Wahlversammlung am 19. Januar in Bautzen positiv. Denn die junge Generation zu erreichen, das gelang hier bisher eher nicht so gut.
Bautzen. Die Jugendlichen in ihren schwarzen Shirts mit dem Aufnäher „Radworske (Radiborer)“ standen doch im deutlichen Kontrast zu den in der Mehrheit an Lebensjahren weitaus erfahreneren Delegierten der Haupt- und Wahlversammlung. Dennoch wirkte die Einstimmigkeit, mit der die Anwesenden die bisherige vorläufige Mitgliedschaft des Jugendklubs in eine ordentliche umgewandelt haben, wie eine Befreiung. Ja, der Domowina-Regionalverband Bautzen scheint nun auch für Zusammenschlüsse von Jugendlichen interessant zu sein. Das ist durchaus ein Meilenstein, wenn es darum geht, die Mitgliedschaft doch endlich sichtbar zu verjüngen.
Ermutigung und Förderung soll es sein. Das Sorbische Kommunalprogramm in Sachsen gilt ab 2019. Es sieht je Kommune im zweisprachigen Siedlungsgebiet unbürokratisch und unbefristet jährlich 5 000 Euro zur Förderung der sorbischen Sprache vor. Am 13. Dezember beschloss der Sächsische Landtag den Haushalt des Innenministeriums. „Damit ist das Programm jetzt Gesetz“, sagt Maria Michalk, seit 2000 Vorsitzende des Rates für sorbische Angelegenheiten im Landtag. Über Ziele, Inhalte und Wirksamkeit des Programms sprach Andreas Kirschke mit der früheren CDU-Bundestagsabgeordneten.
Frau Michalk, welchen Hintergrund hat das Sorbische Kommunalprogramm?
Zu Beginn dieses Jahres erschien im Domowina-Verlag unter dem Titel „Leben im Zwiespalt 1“ der erste Teil der biografischen Sammlung von Benedikt Dyrlich in deutscher Sprache. Chronologisch zeichnet der zu den führenden zweisprachigen Schriftstellern unserer Zeit zählende Autor seinen Lebensweg anhand von Tagebucheinträgen, Briefen, journalistischen Beiträgen von ihm und über ihn sowie diversen Dokumenten amtlicher Natur beginnend im Jahre 1964 nach. Im Original sorbische Texte wurden von Dietrich Scholze ins Deutsche übertragen.
Neuer Stiftungsrat komplett
Cottbus. Mit der Wahl der sorbischen/wendischen Mitglieder ist der neue Rat der Stiftung für das sorbische Volk komplett. Der Rat für die Angelegenheiten der Sorben/Wenden in Brandenburg stimmte am 23. Januar in Cottbus für Marcus Koinzer und Frank Kossick als ordentliche Mitglieder aus der Niederlausitz, Diana Schuster und Babette Zenker sind deren Vertreterinnen. Die neue Wahlperiode des Stiftungsrates beginnt im März.
Dennoch mit Sympathie
Panschwitz-Kuckau. 1 314 Sorben beteiligten sich Ende 2018 an der Abstimmung der Initiative Kukowske prašaki (Kuckauer Befrager) über die Frage „Möchte ich DIESEN Serbski Sejm?“. 1 248 der Befragten antworteten mit „nein“, nur 66 mit „ja“, heißt es in einer abschließenden Mitteilung. Dabei zeigte sich, dass viele „die Idee eines sorbischen Parlaments grundsätzlich nicht ablehnen und Sympathie dafür haben. Sie wünschen sich aber, dass so eine Vertretung aus den bestehenden Strukturen erwächst.“
Sorbische Kandidaten
Weißwasser (SN/JaW). Die Lausitzer Energie Bergbau und Kraftwerke AG (LEAG) wird die Sorben in der Braunkohleregion weiterhin unterstützen. Darüber informierten die LEAG und der Dachverband sorbischer Vereine Domowina nach einem nichtöffentlichen Arbeitstreffen am 11. Januar im Kommunikations- und Naturschutzzentrum am Schweren Berg in Weißwasser. Zugleich bekräftigten die LEAG-Vertreter, dass sich der Konzern nach wie vor zu seiner Verantwortung für die sorbische Bevölkerung in der Lausitz bekenne.
Potsdam (SN/MkWj). Der Rat für Angelegenheiten der Sorben/Wenden des Landes Brandenburg hat sich auf seiner Sitzung Mitte Januar in Potsdam mit der baldigen Neuwahl des Rates der Stiftung für das sorbische Volk befasst. In diesem Zusammenhang waren die niedersorbischen Stiftungsräte gebeten worden, einen Bericht über ihre Tätigkeit einzureichen, wie Ratsvorsitzender Torsten Mack auf Anfrage der Serbske Nowiny mitteilt. Mit dem Bericht sollten die zwölf Kandidatinnen und Kandidaten informiert werden, welche Aufgaben sie im Fall einer Wahl im Stiftungsrat erwarten.