Ein Blindenschrift-Alphabet für beide sorbische Sprachen hat unlängst der kalifornische Linguistik- und Programmierungsstudent Harris Mowbray entwickelt und auf Facebook veröffentlicht.
Silicon Valley, USA (SN/CoR). Die heute am häufigsten verwendete Blindenschrift ist das aus sechs Punkten bestehende System des Franzosen Louis Braille (1809–1852), das ertastet wird. Doch besonders kleine Sprachen verfügen oftmals noch nicht über ein entsprechendes Braille-Alphabet. Harris Mowbray, Student der Linguistik und Programmierung in Silicon Valley, USA, entwickelte bereits für ein indigenes amerikanisches Volk ein Braille-System für dessen Sprache, das positiv aufgenommen wurde. Auch für zwei westafrikanische Sprachen hat er ein Braille-System entworfen. Und jetzt ein Punkte-Alphabet für Ober- und Niedersorbisch.
Die Bürgerinitiative Minority SafePack prägt eine enorme Anziehungskraft. Getragen von der Föderalistischen Union europäischer Nationalitäten, gelang es in einer einzigartigen Aktion, die politische Idee zu besetzen, um die Minderheitenfrage im europäischen Tableau zu verankern. Im Juli 2013 zur Registrierung eingereicht, im September 2013 von der EU-Kommission abgelehnt mit der schmerzlichen Begründung: Fällt manifest nicht in unseren Kompetenzrahmen. Mit zwei Urteilen des Europäischen Gerichtshofs wurde sie dennoch auf den Weg gebracht, Unterschriften erfolgreich gesammelt und 2021 mit einer Liste Folgemaßnahmen beantwortet. Es gehört zur politischen Wahrheit, dass die Luxemburger Urteile und das Votum des EU-Parlaments signifikanter ausfallen als die Antwort der EU-Kommission selbst. Die Jahre haben die Minderheiten nicht abgewartet, sie haben sie geprägt. Eine selbstbewusste, vernetzte Gemeinschaft, die auf dem politischen Mehr-Ebenen-Parkett angekommen ist und ein Zeichen für das europäische Haus ablegt.
Dresden/Bautzen (SN/at). Ein „Sorbisches Wissensforum am Lauenareal“ soll in Bautzen entstehen. Das geht aus einem „Letter of Intent“ hervor, in dem das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kunst und Tourismus, der Landkreis Bautzen und die Stiftung für das sorbische Volk am 3. November eine enge Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung für die Planung und Umsetzung dieses Bauprojekts per Unterschrift vereinbart haben. Im aktuellen Koalitionsvertrag haben sich CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen vorgenommen, „die Schaffung eines modernen sorbischen Archiv- und Bibliotheksstandortes auf dem Lauenareal in Bautzen unterstützend (zu) begleiten“.
Das Europäische Parlament in Strasbourg unterstützt die Bürgerinitiative Minority SafePack und fordert die Europäische Kommission auf, Rechtsakte zu Minderheitenrechten einzuleiten.
Strasbourg (SN/JaW). Das Europäische Parlament beschloss am 17. Dezember in Strasbourg eine Resolution zur Unterstützung der Europäischen Bürgerinitiative Minority SafePack (MSPI) zur Stärkung der Rechte von nationalen Minderheiten. Wie die Föderalistische Union europäischer Nationalitäten (FUEN) mitteilte, haben 524 von 694 Europaparlamentariern für die Resolution gestimmt. „Damit ist die MSPI die erste Europäische Bürgerinitiative, auf deren Grundlage eine Plenardebatte einberufen sowie eine Resolution vom Europäischen Parlament angenommen wurde“, heißt es aus dem Flensburger FUEN-Büro.
Ralbitz/Miltitz (SN/bn/JaW). Die Lage an sorbischen Schulen und Kindergärten war bis zu Beginn der Weihnachtsferien wegen der Corona-Pandemie sehr angespannt, aber dennoch ruhig.
Aus sorbischer Sicht bot das 30. Filmfestival Cottbus (FFC) auch in seiner diesjährigen digitalen Ausgabe Neues und Überzeugendes. Bereits am Vorabend der offiziellen, wegen des 2. Corona-Lockdowns auf den 8. Dezember verschobenen Eröffnung wartete die 18. Lausitzer Filmschau mit sechs sorbischen von insgesamt zwölf Beiträgen auf. Sieger wurde der zwölfjährige Anton Fischer aus Heideblick mit „IT – ein fremder Freund“. Den Publikumspreis gewann der niedersorbische Kurzfilm „Serbska karantena“ (Sorbische Quarantäne), in dem der Schüler des Niedersorbischen Gymnasiums Cottbus Jakob Urban einen Einblick in seinen Alltag in Pandemiezeiten gibt. Die Schülerdokumentation „Sprachlos – Die Sorben im Nationalsozialismus“ der Kulturfabrik Hoyerswerda sicherte sich den Sonderpreis der Stiftung für das sorbische Volk. Es ist nach dem Sächsischen Landespreis für Heimatforschung 2020 bereits die zweite Auszeichnung für dieses Projekt.
Das erste Foto aus dem neuen Bildband „Tief im Osten – Die Lausitz im Wandel 1976–2020“ mit Fotografien von Jürgen Matschie entstand 1976, das – in der zeitlichen Abfolge – letzte 2020. Zwischen diesen beiden Zeitmarken liegen – und das in nur gut 40 Jahren – Welten. Die Fotografien illustrieren den rasanten Wandel der Gesellschaft, der auch vor der Landschaft „Tief im Osten“ – der Lausitz – nicht Halt machte. Der sich – im Gegenteil – hier ganz besonders brisant widerspiegelte. Nachdem Jürgen Matschie in den zurückliegenden Jahren zumeist themenbezogene Bildbände herausbrachte, stellt der neueste – erschienen im Mitteldeutschen Verlag – einen Querschnitt durch sein gesamtes fotografisches Schaffen dar. Die chronologisch angeordneten Bilder zeigen Entwicklungen auf: Die persönliche Entwicklung des Fotografen Jürgen Matschie und die Entwicklung des Landstriches, in dem der 1953 Geborene aufwuchs und dem er zeit seines Lebens verbunden blieb.
In würdigem Gedenken
Görlitz/Baruth. Der Nestor des sorbischen Filmwesens, Dr. Toni Bruk (73), und die Nestorin der sorbischen bildenden Kunst, Eva-Ursula Lange (92), sind am 17. bzw. 20. Dezember 2020 an der Krankheit Covid-19 gestorben. Beide haben mit ihrem Wirken neue Bereiche für die sorbische Kunst erschlossen. Bruk gründete 1980 die Sorbische Filmgruppe. Lange leitete über viele Jahre den Arbeitskreis sorbischer bildender Künstler.
Hauptversammlung verschoben
Schleife/Bautzen. Die für den 27. März 2021 in Schleife angekündigte turnusmäßige Haupt- und Wahlversammlung des sorbischen Dachverbandes Domowina solle wegen Corona in den Sommer verlegt werden. Das empfahl der Vorsitzende Dawid Statnik. Der Domowina-Bundesvorstand bestätigte zwar diese Verschiebung, konnte sich auf seiner Sitzung am 11. Dezember aber nicht auf einen neuen Termin einigen.
„Lausitz 2021“ abgesagt