Mit dem freundlichen sorbischen Gruß „Dobry dźeń“ eilte der Ministerpräsident Sachsens Michael Kretschmer (CDU) zum Gespräch in die Redaktion unserer Abendzeitung.
Bautzen/Budyšin (SN/mb). Zunächst schaute sich der Regierungschef mit großem Interesse an, wie die Layouterinnen Bettina Młynkowa und Kathrin Spiesec arbeiten, bis er sich in den Sitzungsraum der Redaktion begab. Dort stellte ihm der Geschäftsführer des Domowina-Verlags, Syman Pětr Cyž, Produktion und Strukturen des Unternehmens vor. Kretschmer erkundigte sich nach den beliebtesten sorbischen Büchern, bevor ihn Chefredakteur Marcel Brauman, Wirtschaftsredakteurin Bianca Šeferowa und Volontär Maximilian Gruber befragten.
Bautzen/Budyšin (SN/mb). Alles, was die Sorben betrifft, gehört zum Sorbengesetz. Das meint Marko Suchy, Vorsitzender des Rates für sorbische Angelegenheiten Sachsens. Das gilt auch für Bildung oder, wie Ratsmitglied Julian Nyča anmerkte, für Fragen der Digitalisierung. Das Sorbengesetz war eines der Themen des Gesprächs des Rates mit Vertretern des Serbski Sejm, die zur Arbeitsberatung des Sorbenrates im Bautzener Haus der Sorben gekommen waren. Wie Suchy sagt, soll das Sorbengesetz künftig eine Art „sorbische Verfassung“ sein.
Drei Motivatorinnen und zwei Motivatoren betreuen in der Mittel- und Oberlausitz Räume, in denen die Einheimischen die sorbische Sprache anwenden. Über ihre Aktivitäten berichteten die Serbske Nowiny ausführlich und wollten nun wissen: Was waren die schönsten Augenblicke, was die nicht so guten Erfahrungen in der bisherigen Tätigkeit?
„Ich freue mich, in meiner Tätigkeit viele Neuheiten ausprobiert zu haben, die bei den Teilnehmenden das sorbische Gedächtnis trainiert haben“, berichtet Marija Šołćic. Sie arbeitet in den Gegenden Wittichenau/Kulow, Hoyerswerda/Wojerecy und Elsterheide/Halštrowska Hola. „So ein großartiger Augenblick war, als sich eine Horterzieherin daran erinnerte, wie sie in jungen Jahren ,Stup dale‘ tanzte. Plötzlich standen wir im Kreis mit 40 Kindern und übten diesen Tanz und sangen dazu.“
Bautzen/Budyšin (SN/bn/MG). Die Uraufführung der Inszenierung des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters „Na tamnym boku měsačka – Hercy“ (Auf der anderen Seite des Mondes – Hercy) hat am 10. Februar rund 300 Besucher im fast ausverkauften Saal des großen Hauses der Institution begeistert. Das Stück aus der Feder von Lubina Hajduk-Veljkovićowa beleuchtet die Geschichte der „ersten sorbischen Beat-Band“ Hercy, wobei es sich vor allem auf die Erinnerungen der originalen Mitglieder der Gruppe stützt. Nach einer „intensiven Recherche“ hatte die Autorin auf dieser Grundlage reale und fiktive Elemente in ein Szenarium zusammengefasst, das der Intendant des DSVTh Lutz Hillmann gewissermaßen als Collage inszeniert hat, die an das Durchblättern eines Fotoalbums erinnert.
Der Europäische Nationalitätenkongress wurde 1925 von 45 Vertretern nationaler Minderheiten aus zwölf Ländern gegründet und bestand bis 1938. Seine Hauptaufgabe sah der Kongress in der Förderung eines einvernehmlichen Zusammenlebens der Völker und in der Friedenswahrung. Jährlich fanden unter der gleichen Bezeichnung zunächst in Genf, später in Wien Tagungen statt, zu denen sich Delegierte der Minderheiten aus verschiedenen Ländern Europas versammelten. Dort geführte Debatten um die Anerkennung von Minderheiten verweisen auf die Problematik des nationalistischen Denkens in der Zwischenkriegszeit.
Auf die hypothetische Frage, wie sich experimentelle Musikarchäologie anhören könnte, gibt die CD „Po łužiskich pućach – Łużyckim traktem – Auf Lausitzer Wegen“ insgesamt 13 mögliche Antworten. Kompetent eingespielt vom renommierten Released Sounds Trio, wurden auf dem Tonträger „Note für Note“ Lieder und Tänze verewigt, die im „Kralschen Geigenspielbuch“ erstmals schriftlich Erwähnung fanden. Diese autografe Anthologie aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gilt als älteste Quelle der sorbischen Musik; für den polnischen Musikethnologen, Psychologen und Flötisten Maciej Rychły ist sie „aller Wahrscheinlichkeit nach das älteste authentische und reich mit Beispielen versehene uns bekannte Dokument der Volksmusik aller slawischen Regionen“. Nach etwa 15 Jahren, in denen er die „erstaunlich akkurate Notenschrift“ intensiv studiert hatte, wählte er aus den 182 dort eingetragenen Melodien 28 aus, die von den beteiligten Musikern in die 13 Titel des Tonträgers zusammengefasst wurden.
DZA-Interimsstandort eröffnet
Görlitz/Zhorjelc. Das Deutsche Zentrum für Astrophysik (DZA) hat seinen Interimsstandort am 22. Februar in Görlitz offiziell mit Politprominenz eröffnet. Zugegen war auch Dawid Statnik, Vorsitzender der Domowina. Er lud die Spitzenvertreter des DZA ins Bautzener Haus der Sorben ein, um gemeinsam Schlussfolgerungen aus dem unlängst in Crostwitz/Chrósćicy stattgefundenen öffentlichen Forum zu ziehen.
Sorabistik ausdrücklich erwähnt
Zwickau/Šwikawa. Erstmals ist die Sorabistik im sächsischen Hochschulentwicklungsplan ausdrücklich erwähnt. Der neue Plan „2025plus“ wurde nach der sächsischen Kabinettssitzung am 6. Februar in Zwickau veröffentlicht. Unter besonderen Zielen wird „eine größere Attraktivität und Sichtbarkeit des Sorabistik-Studiums“ genannt. Das Thema hat den gleichen Stellenwert wie „Fachkräftesicherung“, „weitere Digitalisierung“ oder „nachhaltige Entwicklung“.
Sorbische Kandidaturen
Bautzen/Kamenz/Budyšin/Kamjenc (SN/mb/MiP). Dieses Jahr schon zum 30. Mal lud Marko Schiemann, CDU-Landtagsabgeordneter seit 1990, zum politischen Aschermittwoch seiner Partei ein. Norbert Lammert, Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung und ehemaliger Bundestagspräsident, war in der voll besetzten Stadthalle „Krone“ der Jubiläumssprecher. Auch Landrat Udo Witschas und der sorbische Landtagsabgeordnete Aloysius Mikwauschk (beide CDU) waren unter den insgesamt 550 Gästen.
Erfurt (AW/SN). Der sorbische Mediziner und Wissenschaftler Prof. Dr. Klaus Thielmann ist mit 90 Jahren am 25. Januar in Erfurt gestorben. Seine Tante, die Schriftstellerin Marja Kubašec, war ihm eine wichtige Bezugsperson, ihr Haus in Quoos/Chasow zunächst Rückzugsort und später ein Zuhause in der Lausitz.
Nach dem Abitur in Bautzen studierte er in Leipzig und an der Medizinischen Akademie Erfurt Medizin. Von 1968 bis 1971 arbeitete er als Gastprofessor auf der Insel Kuba. Anfang 1989 wurde er zum Minister für Gesundheitswesen der DDR berufen und übte diese Funktion auch in der Übergangsregierung von Ministerpräsident Hans Modrow aus. Nach der politischen Wende arbeitete er im Auftrag der Europäischen Bank für Neuaufbau und Entwicklung als Manager-Berater in Moskau und war von 2001 bis 2004 an Projekten zur Reformierung des russischen Gesundheitswesens beteiligt.
Thielmann sorgte sich um die Zukunft der Sorben und unterstützte den Serbski Sejm. Er moderierte dessen konstituierende Sitzung im Herbst 2018 in Schleife/Slepo.