Bautzen (CS/SN). Beim Bautzener Stadtrat am 14. Oktober wurde die Stadträtin Annalena Schmidt von den Bündnisgrünen verabschiedet. Da sie ihren Wohnsitz nicht mehr in Bautzen hat, kann sie hier auch nicht mehr Stadträtin sein. Ihren Sitz nimmt jetzt der Student Jonas Löschau ein. Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) nahm ihm seine Verpflichtungserklärung ab, sich für das Wohl der Stadt und ihrer Bürger zu engagieren. Da Annalena Schmidt auch Mitglied im Beirat für sorbische Angelegenheiten war, rückt Jonas Löschau auch an ihre Stelle. Dem stimmten die Stadträte einstimmig zu.
„Eine Wanderung durch die musikalische Welt der Sorben“ lautete der Titel des Konzerts für Violine und Viola, welches am 4. Oktober im Saal des Sorbischen Museums in Bautzen etwa 20 Gästen einen dramaturgisch gewandt zusammengestellten, 150 Jahre umfassenden Abriss Lausitzer Tonkunst darbot. Mittels eines Kniffs gelang es dem Geiger und Komponisten Malte Hübner aus Rostock und dem Bratschisten der Komischen Oper Berlin Martin Flade, wesentliche Wegbereiter der sorbischen Musik im neun Werke beinhaltenden Programm zu berücksichtigen und dennoch insgesamt vier Uraufführungen zu präsentieren. Jan Cyžs „Dźewjaty dźeń (Der neunte Tag)“ etwa ist eine Komposition nach Motiven Korla Awgust Kocors, die in der Romantik und Avantgarde bemerkenswert harmonieren.
Europas Minderheiten können und sollten sich mit Recht selbst feiern. Im Europäischen Parlament fand am 15. Oktober eine Anhörung zur Stärkung des Minderheitenschutzes statt. Mit einem Bürgerbegehren ist es den Minderheiten gelungen, 1 Million Unterschriften zu sammeln, um für mehr Minderheitenschutz einzutreten! Dies allein ist schon ein imposanter Erfolg. Die Dachorganisation der Minderheiten, die Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten (FUEN), hat es geschafft, eine Solidargemeinschaft von Südtirol bis zu den Szeklern in Rumänien, von den Katalanen in Spanien bis zu den Westfriesen in den Niederlanden zu schmieden.
Kamenz (SN/CoR). Der Bibliothekarin und Autorin Christina Meschgang verlieh am 11. September im Kamenzer Sakralmuseum Klosterkirche St. Annen die sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch (CDU) den Zejler-Preis. Es war das 4. Mal nach 2014, dass die mit 5 000 Euro dotierte sächsische Auszeichnung für herausragende Leistungen auf dem Gebiet des Erwerbs, des Gebrauchs sowie der Vermittlung der sorbischen Sprache überreicht wurde. „Christina Meschgang hat sich fast ihr ganzes Leben lang genau diesen Bereichen gewidmet. Sie geht mit der sorbischen Sprache so präzise und gewandt um wie kaum jemand anderes. Sie verbindet die Sprache mit einem Element, das uns weiterhilft, wenn wir etwas nicht in Worten ausdrücken können: der Musik. Ich danke Christina Meschgang für ihr großes Engagement als Musikwissenschaftlerin und für die sorbische Kirchenmusik“, sagte Barbara Klepsch.
Der sorbische Dachverband Domowina und die Initiative Serbski Sejm wollen in Zukunft gemeinsam offen und transparent darüber reden, was dem sorbischen Volk nutzt. Darauf verständigten sich Vertreter beider Seiten im Rahmen eines ersten offiziellen Arbeitsgesprächs am 31. August im Bautzener Haus der Sorben. Das schließt ebenso ein, zukünftig im Interesse des kleinen slawischen Volkes mit einer Stimme sowohl in der Lausitz als auch darüber hinaus aufzutreten. Das Gesprächsangebot hatte der Vorsitzende Dawid Statnik auf der Domowina-Jahreshauptversammlung im März 2019 in Crostwitz unterbreitet.
Dem ersten Treffen auf Delegationsebene mit jeweils zehn Vertretern im Haus der Sorben waren bereits mehrere Gelegenheiten vorausgegangen, wo beide Seiten gemeinsam beraten haben, erläuterten Statnik und Domowina-Pressesprecher Marcel Braumann.
Crostwitz/Bautzen (SN/MiR). Mirko Schmidt, Schulleiter der Crostwitzer Sorbischen Grundschule „Jurij Chěžka“, empfängt in gewohnter Weise die ABC-Schützen in der Mehrzweckhalle „Jednota“. „Und doch ist dieses Mal alles etwas anders“, so sagt er. Schließlich will Schmidt zum Ende des Schuljahres 2020/21 den Staffelstab an einen jüngeren Kollegen oder eine jüngere Kollegin übergeben. „Meinen Antrag auf vorzeitige Beendigung meines Schuldienstes habe ich bereits eingereicht. Sicherlich wird die Stelle in den kommenden Monaten ausgeschrieben. Ich kann mir vorstellen, dass gerade unsere Schule reizt, da sie sehr klein ist und großen Spielraum lässt, eigene Ideen und Wünsche zu verwirklichen“, so Schmidt. In diesem Schuljahr freut er sich auf die Schulneulinge besonders. Der Grund: Mit ihnen kommt auch eine junge Lehrerin an die Schule. Anja Noack hatte bisher in Räckelwitz unterrichtet. Seit Ende August ist sie nun in Crostwitz und hat auch gleich Verantwortung als Klassenlehrerin für die 1.
Ein Dissident ist Jurij Koch (Jg. 1936) nie gewesen, ein kritischer Geist aber sehr wohl. Einer, der Dinge nicht vordergründig schönredet, sondern sie hinterfragt. Diesen kritischen Nicht-Dissidenten wollten Cottbuser Hardliner in der DDR am liebsten hinter „schwedischen Gardinen“ verschwinden lassen, nachdem er auf einem Schriftstellerkongress politisch und ökologisch Tacheles geredet hatte. Wer damals (zuweilen gilt das auch für heute) die Wahrheit für sich gepachtet hatte, für den schienen Texte des sorbischen und deutschen Autors reinweg Teufelswerk. Man denke an den wunderbaren Essayband „Jubel und Schmerz der Mandelkrähe“ (eine sprachliche Delikatesse und eine vorzügliche, aufrüttelnde Nachdenklichkeit!), seinen desillusionierenden und entromantisierenden Roman „Landung der Träume“ oder die Novelle „Der Kirschbaum“ (eine der schönsten und tiefgründigsten Erzählungen im 20. Jahrhundert).
Beauftragte als zentrale Stimme
Cottbus. Als „zentrale Stimme der Wenden“ bezeichnete der Landesbeauftragte für Angelegenheiten der Sorben/Wenden in Brandenburg, Staatssekretär Tobias Dünow, die Sorben-Wenden-Beauftragten in den Landkreisen Spree-Neiße, Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz und der kreisfreien Stadt Cottbus-Chóśebuz, nachdem er an deren Landeskonferenz am 23. September in Cottbus teilgenommen hatte.
Sprachzertifikat erworben
Bautzen. Vier Teilnehmer aus der Lausitz und von außerhalb ihrer Grenzen legten am 19. September die Prüfungen für das Sprachzertifikat Obersorbisch Niveau 1 und 2 im Sprachzentrum WITAJ ab. Mit Hilfe von Musterprüfungen auf der Internetseite www.sprachzertifikat-sorbisch.de konnten sich die Interessenten auf die Prüfung vorbereiten.
Potenzial für Strukturwandel
Der sorbische Wissenschaftsverein Maćica Serbska hat Dr. Anja Pohontsch zur neuen Vorsitzenden gewählt. Auf der diesjährigen Hauptversammlung wurden zudem sechs Vorstandsmitglieder bestätigt resp. erstmals berufen.
Bautzen (SN/bn). „Ich danke für das erbrachte Vertrauen. Ich habe lange überlegt und abgewogen, ob ich mich zur Wahl stelle. Ausschlaggebend war letztlich, dass ich weiß, dass ich im Vorstand verlässliche Partner habe“, sagte die ohne Gegenstimme gewählte Sprachwissenschaftlerin vom Sorbischen Institut nach dem positiven Votum am 26. September im Saal des Bautzener Hauses der Sorben. Ihre zunächst wichtigste Aufgabe sei „die Vorbereitung des 175. Gründungsjubiläums im Jahr 2022“. Zuvor hatte sich der bisherige Vorsitzende Jurij Wuschansky „für vier Jahre der produktiven Zusammenarbeit“ bedankt und wünschte der neuen Vereinsführung „viel Erfolg im weiteren Wirken zum Wohle der Sorben“.