Bautzen (SN/CoR). Unter dem Motto „Frau(en) mit Verantwortung“ fand im Rahmen des Gedenkjahres von Dr. Maria Grollmuß (1896-1944) anlässlich ihres 125. Geburtstages am 17. September im Sorbischen Museum Bautzen eine weitere Veranstaltung statt, erneut organisiert vom DGB Ostsachsen und weiteren Partnern. In ihrem Impulsvortrag hob Dr. Birgit Sack, Leiterin der Dresdner Gedenkstätte Münchner Platz, als Leitmotiv der 1944 im KZ Ravensbrück gestorbenen Widerstandskämpferin das „Unabhängig-Bleiben“ hervor: Maria Grollmuß entschied sich gegen die Ehe, als Zeitungsredakteurin opferte sie den Job der eigenen Einstellung, diese war ihr auch wichtiger als die Loyalität zu einer Partei, und als Katholikin entwickelte sie kirchenübergreifend und politisch denkend ihren eigenen, intensiven Glauben.
Über vier Bundestagswahlkreise verteilt sich das sorbische Siedlungsgebiet in der brandenburgischen Niederlausitz und der sächsischen Oberlausitz. Doch vordergründig unterschiedlicher könnten die Ergebnisse diesmal diesseits und jenseits der Landesgrenze nicht sein: Während die eine Regierungspartei, die SPD, in der Niederlausitz zweistellig zulegte und in der Oberlausitz knapp darunter blieb, stürzte die andere, die CDU, in ähnlichem Umfang ab. Der Unterschied ist der: Die SPD ist weiterhin stärkste Kraft im Süden Brandenburgs, dagegen wurde die CDU in Ostsachsen durch die AfD bloßgestellt. Selbst in den Hochburgen der sächsischen Christdemokraten, wie den sorbischen Gemeinden im Verwaltungsverband „Am Klosterwasser“ oder in der Stadt Wittichenau, entschieden sich durchschnittlich zehn Prozent derer, die vor vier Jahren noch CDU gewählt hatten, für eine andere Partei. Den größten Nutzen hat daraus die SPD mit einem erneuten Mandat gezogen.
Nochten (SN/MWj). Sorbische Besucher des Findlingsparks in Nochten können sich nun auch in ihrer Muttersprache zu den einzelnen Bereichen führen lassen. Dafür gibt es eine sorbische Version des Audioguides, der bereits in deutscher, tschechischer und polnischer Sprache vorliegt. Vorgestellt wurde der sorbische Audiobegleiter am 7. August im Rahmen eines Kulturnachmittags auf der Parkwiese. Zu dieser ersten öffentlichen Veranstaltung nach mehreren Monaten aufgezwungener Schließung sind mehr als 400 Besucher auf das beliebte Areal in der Nähe des Boxberger Kraftwerks gekommen. Sorbisches Publikum aus den Gemeinden des Verwaltungsverbands Am Klosterwasser war ebenso anwesend wie Interessenten aus Bautzen und Storcha und natürlich viele aus der Gegend rund um Nochten. Die dortige Ortsgruppe der Domowina hatte den Nachmittag mit unterstützt.
Kamenz (SN/CoR). Es war nicht nur ein futurologisches Symposium über Sorben und Deutsche, das am 15. August in der Kamenzer Klosterkirche St. Annen im Rahmen des 4. Sechsstädtebundfestivals „Kommen und Gehen“ unter dem Titel „Eine Atempause – Geschichte wird gemacht! // Wodychnjenje – stawizny nastanu!“ stattfand, sondern vor allem auch von und mit ihnen.
Seifhennersdorf (SN/MiR). Im Sprachlager des Sorbischen Schulvereins (SSV) in Seifhennersdorf herrscht eine angenehme Anspannung. 93 Schüler aus fast allen sorbischen Grund- und Oberschulen, einer die sorbische Sprache unterrichtenden Oberschule sowie des Sorbischen Gymnasiums arbeiten an ihrer Wochenaufgabe. Auch Kinder aus Dresden, die in sorbischen Familien aufwachsen, sind dabei. Immer etwa zehn Teilnehmer verschiedenen Alters befassen sich gemeinsam mit dem Thema „Zukunft“. Kilian Schmole, Schüler der 9. Klasse der Ralbitzer Oberschule, erläutert: „Jede Gruppe entwickelt eigene Ideen für einen mit dem Handy gedrehten Videoclip. Am letzten Sprachlagertag haben wir unseren Film gezeigt und uns die Clips aller anderen Gruppen angesehen.“ Für das beste Video gab es den „Sorbischen Oskar“. „Es hat großen Spaß gemacht, war jedoch auch richtig anstrengend, die anfängliche Idee dahin zu entwickeln, dass Motive, Text und szenische Darstellung wirken“, erläutert Patrizia Dittrich, Schülerin der 5.
„Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen“, dies sagte Dr. Friedrich Pollack vom Sorbischen Institut, George Santayana zitierend, bei der Eröffnung der Wanderausstellung „Swoboda kiwa! Die Freiheit winkt!“ im Bautzener Steinhaus. Diese ist dort bis zum 5. September zu sehen.
Blick in die Geschichte vertiefen
Cottbus. Mit Blick auf den 75. Jahrestag der Neu-Gründung der Domowina in der Niederlausitz am 8. September 1946 in Werben empfahl Dr. Peter Schurmann, Vorsitzender des Regionalverbandes Niederlausitz, sich vertieft mit der Domowina-Geschichte in Brandenburg zu beschäftigen. Anders als die Regionalverbände in Sachsen trägt der Niederlausitzer in seiner Bezeichnung keinen Namen einer historischen Persönlichkeit. Ob das so bleibt, soll der Diskussion in der Mitgliedschaft anheimgestellt werden.
Sorbische Delegierte
Dresden. Dr. Lubina Mahling aus Königswartha ist eine von zwei Delegierten aus Sachsen, die an der 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) vom 31. August bis 8. September 2022 in Karlsruhe teilnehmen werden. Die Veranstaltung sollte in diesem Jahr stattfinden, wurde aber wegen der Corona-Pandemie auf 2022 verschoben. Wie das Landeskirchenamt in Dresden mitteilte, benannte der ÖRK die sorbische Historikerin als eine der Vertreterinnen ethnischer Minderheiten.
Für internationale Beziehungen
Das Projekt „Sorbisches Wissensforum am Lauenareal“ hat eine weitere Hürde zu seiner Verwirklichung genommen.
Dresden (SN/JaW). Sachsen hat weitere konkrete Projekte für den Strukturwandel in den Braunkohlerevieren vorangebracht, darunter auch das Sorbische Wissensforum am Lauenareal in Bautzen. Wie das Sächsische Staatsministerium für Regionalentwicklung mitteilte, hat eine interministerielle Arbeitsgruppe (IMAG) aus Vertretern aller Ministerien am 15. August „unter Leitung des Staatsministers für Regionalentwicklung Thomas Schmidt neun Projekte ausgewählt“, so Pressesprecher Frank Meyer. „Ich bin sicher, dass genau wie die Projekte der Landkreise und der Gemeinden auch die des Freistaates einen wichtigen Beitrag zur Strukturentwicklung im Lausitzer und im Mitteldeutschen Revier leisten werden“, sagte Minister Schmidt.
Lübben (SN/bn). „Lesen Sie sorbische Literatur oder hören Sie wendische Musik? Ob Ja oder Nein, das heutige erste sorbische/wendische Literatur- und Musikfest ‚Wortschätze – Drogostki ze słowami – Słowne drohoćinki‘ in Lübben ermöglicht beides. Das facettenreiche Programm macht deutlich, dass Sprache und Kultur der Sorben/Wenden zentraler Bestandteil der Lausitzer Identität sind. Der Erhalt ihrer Kultur und Sprachen stiftet Identität, stärkt regionale Bindungen, steht für Vielfalt und ist eine Bereicherung für unser ganzes Land.“ So resümierte der Potsdamer Landesbeauftragte für Angelegenheiten der Sorben/Wenden und Kulturstaatssekretär Tobias Dünow die Premiere des sorbischen Literatur- und Musikfestes in Lübben.