Die Höhepunkte des Smoler-Jahres im sorbischen Leben 2016 liegen bereits hinter uns. Das Augenmerk richtet sich nun zielstrebig auf den 100. Geburtstag von Jurij Brězan, dem bedeutendsten sorbischen Schriftsteller nach dem Zweiten Weltkrieg, am 9. Juni. Auf einige Veranstaltungen, die aus unterschiedlicher Sicht auf Leben und Schaffen Brězans eingehen, verweisen wir im Innenteil.
Es scheint, als sei für jeden etwas dabei: Die klassischen Formen – wie beispielsweise die Lesung in der Smoler’schen Verlagsbuchhandlung oder die vom Sorbischen Künstlerbund mit viel Akribie vorbereitete Nacht der Poesie im Rahmen des traditionsreichen Festes der sorbischen Poesie in der Alten Wasserkunst – werden ergänzt durch neue Formate. Ein solches ist die Offene Schreibwerkstatt in Horni Hajnk/Dreihäuser, zu der die Familie Brězan einlädt. Dieser Sonntagnachmittag auf Brězan’schem Grund hat den Charakter eines Tages der offenen Tür am Lebensmittelpunkt des Schriftstellers. Und es ist eine Premiere.
Bautzen/Crostwitz/Ralbitz (SN/JaW). Der Einsatz der sorbischen Herren-Nationalauswahl bei der Fußball-Europameisterschaft der nationalen Minderheiten im Juni im italienischen Südtirol ist nicht gefährdet. Das bestätigten auf Anfrage unseres Abendblattes mehrere sorbische Verantwortliche für die Vorbereitung der Europeada 2016. Wie Clemens Schkoda vom geschäftsführenden Vorbereitungsausschuss mitteilte, suchen die Verantwortlichen gemeinsam mit den beiden Trainern der Herrenmannschaft und den Sportvereinen Crostwitz und Ralbitz nach einer Neuregelung des Transports der sorbischen Sportler nach Italien. Grund dafür ist das Finale im Kreispokal, das sowohl die SG Crostwitz als auch der DJK Sokol Ralbitz/Horka erreicht haben. Die Schwierigkeit daran ist der Termin des Finalspiels. Dieser wurde für den 18. Juni in Großdubrau bestimmt, was mit der Eröffnung der 3. Fußball-Europeada in Südtirol auf ein Datum fällt. „Wir wissen noch nicht, wie viele Spieler es betrifft.
Die Fraktionen der CDU im Sächsischen Landtag und im Landtag Brandenburg wollen für den Schutz und den Erhalt des sorbischen Volkes in Sachsen und Brandenburg verlässliche und zeitgemäße Rahmenbedingungen schaffen. Dazu haben sie auf der Klausurtagung der sächsischen Fraktion am 13. April in Werder bei Potsdam einstimmig ein gemeinsames Positionspapier beschlossen.
50 Jahre und kein bisschen alt und verstaubt. So lässt sich die alljährliche Zentrale Olympiade der sorbischen Sprache bewerten. Das hat seinen Grund. „Dieser Wettbewerb gibt euch die Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen, euch auszuprobieren und eure Leistungen zu vergleichen“, so die Vorsitzende des Sorbischen Schulvereins (SSV) Ludmila Budar zu den diesjährigen Teilnehmern der dreitägigen Veranstaltung, die in der vergangenen Woche im Kinder- und Erholungszentrum „Querxenland“ in Seifhennersdorf stattfand.
Das Projekt „Fernweh“, nunmehr zum vierten Mal von sorbischen und mecklenburg-vorpommerschen Komponisten durchgeführt, hält weiterhin an der ursprünglichen Idee fest, Werke der klassischen Moderne und Postmoderne in beiden Bundesländern aufzuführen. Zugleich werden neue Kompositionen angeregt. Bereits im vergangenen Herbst wurde in Rostock und Greifswald diese vierte Konzertreihe gestartet, die nun im April in Hoyerswerda, Leipzig und Bautzen ihre Fortsetzung fand. Fernweh bedeutet hier, das entfernt Entstandene kennenzulernen. So beschäftigt sich der Rostocker Malte Hübner als meisterhafter Interpret auf der klassischen Violine auch mit dem Spiel auf der großen sorbischen Geige und bezieht das Volksinstrument ebenfalls in sein kompositorisches Schaffen ein. Er betont, dass das ursprünglich in der Ferne gesuchte Fremde inzwischen sehr vertraut sei.
DSVTh in Dänemark zu Gast
Tønder/Tinglev. Das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen gastierte am 12. und 13. April beim „Bund Deutscher Nordschleswiger“ (BDN). Rund vierhundert Kinder aus zwei deutschen Schulen sahen die deutsch-niedersorbische Inszenierung „Zgubjone a namakane – Ein Herz und andere Dinge“ mit Lisa Klingner und Marian Bulang. Der BDN ist die Dachorganisation der deutschen Minderheit in Dänemark und hat 2016 zum „Sorbischen Jahr“ erklärt.
Neu im Siedlungsgebiet
Potsdam. Die Städte Calau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz und Lübben im Landkreis Dahme-Spreewald gehören nun offiziell dem sorbischen Siedlungsgebiet im Land Brandenburg an. Für ihre Aufnahme sprach sich der Hauptausschuss des Landtages Brandenburg am 20. April einstimmig aus. Zuvor hatte das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Anträge der beiden Kommunen der notwendigen Prüfung unterzogen.
Konzert in Großbritannien
Cottbus (SN/at). Die Vakanz an der Spitze der Stiftungsverwaltung ist beendet. Der Rat der Stiftung für das sorbische Volk wählte Jan Budar auf seiner Sitzung am 12. April in Cottbus zum neuen Direktor. Nach zwei fehlgeschlagenen Anläufen wurde nun ein Nachfolger für den bisherigen Stiftungsdirektor Marko Suchy gefunden. Suchy war Ende Dezember 2015 aus der Funktion ausgeschieden.
Mehr als 400 zum Teil begeisterte Zuschauer erlebten am 15. April die erfolgreiche Uraufführung der 5. Sinfonie „Stalingrad“ von Heinz Roy. Die Premiere fand in der Botschaft der Russischen Föderation in Berlin statt.
Bautzen (SN/BŠe). Die Wirtschaftsregion kann endlich aufatmen. So reagiert die überwiegende Mehrheit auf den Verkauf der Lausitzer Braunkohlensparte an den tschechischen Konzern EPH. Und EPH ist die Besonderheit der zweisprachigen Region, sie ist den Verantwortlichen durchaus bekannt. „Selbstverständlich kennen wir die sorbische Minderheit. Sicherlich herrscht hier eine kulturelle, sprachliche und geografische Nähe zwischen den Sorben und der tschechischen Gemeinschaft. Wir freuen uns, die Minderheit besser kennenzulernen und mit den örtlichen Gemeinden zu kooperieren“, erklärt der Pressesprecher des Konzerns Daniel Častvaj gegenüber den Serbske Nowiny. Das Unternehmen nimmt die Verantwortung als Eigentümer von Vattenfalls Braunkohlenaktivitäten sehr ernst. „Trotzdem sollte berücksichtigt werden, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Braunkohlenbetrieb in den letzten Jahren maßgeblich verändert haben.