Bautzen. Um auch interessierte Deutsche mit dem Schaffen des Sorbischen Instituts in Bautzen näher vertraut zu machen, fand am 29. April der alljährliche Institutstag zum zweiten Mal in deutscher Sprache statt. „Wer nicht digital vertreten ist, wird heute nicht mehr wahrgenommen. Daher müssen wir in den neuen Medien präsent sein, um unser sorbisches Kulturerbe und die Ergebnisse unserer Forschungen auch der breiten Öffentlichkeit zu vermitteln“, sagte Dr. Hauke Bartels. Besonders die digitale Erfassung der niedersorbischen Sprache ist weit fortgeschritten.
Am 9. Juni wäre der sorbische Schriftsteller Jurij Brězan 100 Jahre alt geworden. Anlässlich dieses Jubiläums finden in den nächsten Wochen interessante Veranstaltungen statt.
Bautzen (SN/at). Den Auftakt im unmittelbaren Umfeld des Jubiläums gab Prof. Dr. Dietrich Scholze bereits am 24. Mai in der Stadtbibliothek Bautzen, als er dem hiesigen Publikum sein Buch „Jurij Brězan. Leben und Werk“ vorstellte.
„Kusk žiwjenja – Stück des Lebens“ betitelt nun das Sorbische Museum Bautzen seine Sonderausstellung, die am 8. Juni um 17 Uhr auf der Empore eröffnet wird. Sie widmet sich dem Menschen, Schriftsteller und Philosophen Jurij Brězan. Zu sehen sind seine Werke, Dokumente und Exponate aus seinem Privatbesitz, wie Kuratorin Andrea Paulik informiert.
Am Geburtstag selbst, dem 9. Juni, veranstaltet die Smoler’sche Verlagsbuchhandlung um 19.30 Uhr den Abend „Zeitzeugen und literarische Texte“. Freunde, Kollegen und Verehrer erinnern sich an Brězan und lesen aus seinen Werken.
Proschim/Welzow (SN/BŠe). Mehr als 3 500 Aktivisten aus ganz Europa haben im Rahmen des Lausitzer Klimacamps am Pfingstwochenende gegen die Kohleverstromung protestiert. Dazu aufgerufen hatte das Bündnis Ende Gelände, welches schon im Vorfeld verschiedene Aktionen unter dem Deckmantel zivilen Ungehorsams angekündigt hatte.
Großhennersdorf (SN/CoR). Zum dreizehnten Mal fand vom 10. bis zum 15. Mai auf deutscher und polnischer Seite das Neisse-Film-Festival statt. Erstmals war die sorbische Minderheit Schwerpunkt. „Schon länger überlegen wir, wie die Sorben bei uns präsenter sein können. Leider gibt es seit zehn Jahren keinen neuen Film im Kinoformat. Wir zeigen deshalb ältere, verbunden mit anderen Angeboten. Mit einem Workshop wollen wir dazu beitragen, dass in der Zukunft wieder sorbische Filme entstehen“, sagte Ola Staszel von der Festivalleitung.
Frisches aus der deutsch-sorbischen Kulturfabrikation erlebte das Publikum bei der Lesung von Kito Lorenc aus den jüngst erschienenen Bänden „Windei in der Wasserhose des Eisheiligen“ und „Zymny kut“ (Kalte Ecke). Dass poetische Eigenwilligkeit bei sorbischen Künstlern groß geschrieben wird, diesen Eindruck dürfte das Folk-Punk-Duo Berlinska dróha weiter verstärkt haben, auch mit seinem Film „Weißkohlraumschiff“ über eine Reise durch Weißrussland. Für Grundinformationen sorgte die Ausstellung „Die Sorben in Deutschland“.
„Sorbische Interessen und staatliche Minderheitenpolitik in der DDR – Quellenedition (1947–1961)“ heißt das neue Buch von Dr. Peter Schurmann, das der Cottbuser Historiker am 12. Mai in der Smoler’schen Buchhandlung in Bautzen vorstellte.
Wassermann, Schlangenkönig und auch Mara, die Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit, zugleich aber der Zerstörung, gehören mit anderen zur Sagenwelt der sorbischen Niederlausitz. Die Lutki freilich, menschenähnliche kleine Erd- und Hausgeister, sind als mythische Gestalten in verschiedenen Varianten ebenso in anderen Kulturen bekannt. In Burg im Spreewald sollen sie den Schlossberg bewohnt haben, auf dem heute der Bismarckturm steht. Ihre Aufgabe sei die Bewachung der Krone des Wendenkönigs (Serbski kral) gewesen.
Dreihäuser (JK/SN). Einen Projekttag zum Leben und Schaffen des sorbischen Schriftstellers Jurij Brězan erlebten die Schüler der Grundschule „Handrij Zejler“ aus Hoyerswerda am 18. Mai auf dem ehemaligen Wohnsitz des Romanciers in Horni Hajnk/Dreihäuser.
In drei Gruppen machten sich die Schüler mit dem Anwesen, dem Werk und den Nachbarn des Schriftstellers vertraut. Während sich eine Gruppe auf eine Buchstabenrallye durch Garten und Wohnhaus begab und Buchstaben zu einem bekannten Werk des Autors suchte, malte die zweite besondere Merkmale des Wohngrundstückes, die sich in verschiedenen Kinderbüchern wiederfinden. Die dritte Gruppe besuchte den Nachbarn Jurij Brězans, den Dichter und Schriftsteller Beno Budar. Dieser erzählte den Schülern von seinen Erlebnissen mit Jurij Brězan und las eigene Gedichte vor.
Die Ergebnisse des Projekttages werden in kleinen Heftchen festgehalten, die ab dem 12. Juni am Jurij-Brězan-Haus in Dreihäuser als Beitrag der Hoyerswerdaer Grundschüler zum Jubiläum des Schriftstellers ausgestellt werden.
4. Teil
Immer wieder unterbrachen oder verzögerten Kriegshandlungen den Fortgang der Wiederaufbauarbeiten. Die einquartierte sächsische Besatzung musste verpflegt werden. Obristleutnant Knoch z. B. bekam 30, sein Obristwachtmeister 20 Taler wöchentliches „Tafelgeld“ von der Stadt. Ständig neue Einquartierungen durchziehender Söldnerheere, die unbedingt aufzubringende Verpflegung und damit verbundene finanzielle Leistungen der Bürger ließen die Spendenbereitschaft und -möglichkeit schrumpfen. Zur notwendig aufzubringenden Verpflegung der Soldaten mussten auch die Bauern der Umgebung beitragen, die bei Durchzug großer Heeresgruppen Schutz in den Mauern suchten, wie z. B. seit Ende April 1637. Ab Ende Mai schweigt das Ratsprotokoll drei Wochen lang.
Viel kann geschehen in einem langen Schriftstellerleben. Zumal, wenn der Schreiber mehrere politische Epochen überlebt. Bilder entstehen dann, hartnäckig oder wankend, nicht selten etwas neben der Wahrheit. Jurij Brězan konnte davon ein Lied singen. Er tat es leise. Alles andere hatte seiner Meinung nach wenig Sinn. „Steht doch alles in meinen Büchern“, sagte er gern zu seiner Person. Wer hat sie alle gelesen, um ihn zu kennen, wer kennt ihn so gut, um über ihn zu schreiben? Viele sind das nicht, auch nicht in der Lausitz. Gut, dass es das Sorbische Institut gibt, gut, dass sein Direktor Dietrich Scholze Slawist, Sorabist und aufmerksamer Zeitgenosse von Brězan ist. Er schafft es mit Akribie in bester, wissenschaftlicher Manier, das Bild seines Landsmannes so zu zeichnen, dass es einem besonderen literarischen Werk gerecht werden kann. Wer Brězan kennt, muss „Bild des Vaters“ denken, an einen anderen Versuch, einer Person und ihrer Wirklichkeit so nah wie möglich zu kommen.