Bautzen. Am Vorabend des vierten Advents fand in der Bautzener Michaeliskirche, in der kein Platz frei geblieben war, das inzwischen 20. vorweihnachtliche Konzert der 1. sorbischen Kulturbrigade statt. Unter der Leitung des Kirchenmusikdirektors und Domkantors Friedemann Böhme stellten der Chor des Sorbischen Gymnasiums Bautzen, das Orchester des Sorbischen National-Ensembles, die Organistin Gina Hentsch sowie vier Solisten Jakub Jan Rybas „Böhmische Weihnachtsmesse“ vor.
Der sorbische Superintendent Jan Mahling begrüßte in obersorbischer und deutscher Sprache. Freude statt Stress in der Zeit vor Heiligabend anempfehlend, hob er die herausragende Bedeutung des Werkes von Ryba hervor, vergleichbar mit dem „Weihnachtsoratorium“ Johann Sebastian Bachs. „Dieses traditionelle Konzert ist das mittlerweile 20. in unserer Kirche. Von den heutigen Chorsängern war 1996 noch keiner auf der Welt – ich möchte daher allen für diese Beständigkeit danken“, hob Mahling hervor.
Zur Kultursenatorin gewählt
Dresden. Die Wissenschaftlerin des Sorbischen Instituts Bautzen Dr. Susanne Hose wurde als Mitglied des Sächsischen Kultursenats gewählt. Sie folgt in dieser Position Prof. Dr. Dietrich Scholze, der Dr. Hose auch vorgeschlagen hatte. Mit dem Jahr 2017 wird sie die sorbischen Interessen in diesem die sächsische Staatsregierung beratenden Gremium vertreten. Für sie ist wichtig, die sorbisch-deutsche Gegenseitigkeit zu beachten und weiterzuentwickeln.
Nachfolgerin bestimmt
Cottbus. Die Ethnologin Uta Henschel aus Lübbenau leitet ab Februar 2017 die Schule für niedersorbische Sprache und Kultur in Cottbus. Henschel arbeit gegenwärtig noch als Regionalsprecherin der Domowina für die Niederlausitz. Sie tritt die Nachfolge von Maria Elikowska-Winkler an, die diese einzigartige Bildungseinrichtung 1992 als Sachgebiet der Volkshochschule Cottbus gegründet hat. Der Findungskommission lagen fünf Bewerbungen vor.
Konzert ist der größte Gewinn
Cardiff/Bautzen. (SN/MiR). Intensiver kann ein Austausch zwischen Minderheiten kaum sein. So resümieren alle Teilnehmer einer Studienreise, die zehn Sorben unlängst nach Wales führte. Dazu hatte Judith Walde, die stellvertretende Vorsitzende der Domowina, ein sehr anspruchsvolles Programm vorbereitet. „Wenn wir unsere Erwartungen und Diskussionen der vergangenen Jahre zur Erhaltung und Revitalisierung des Obersorbischen und Niedersorbischen ernsthaft umsetzen wollen, müssen wir einen Maßnahmenplan erarbeiten, der die verschiedenen Regionen, Lebens- und Gesellschaftslagen sowie auch die Rahmenbedingungen beachtet“, so David Statnik, Vorsitzender der Domowina.
Der Jugendverein Pawk hat am 17. Dezember in Radibor die Arbeit der vergangenen Monate bilanziert und die Weichen für die Zukunft gestellt.
Radibor (SN/JaW). Die Vorsitzende des Sorbischen Jugendvereines Pawk Franziska Grajzareck wertete die Arbeit der vergangenen zwölf Monate positiv. „Große öffentliche Höhepunkte hatten wir 2016 keine, weil wir uns eher auf die Festigung unserer Mitgliedschaft konzentriert hatten“, sagte sie den 15 zur Jahreshauptversammlung nach Radibor angereisten Mitgliedern. Dennoch führte der Verein gemeinsam mit Partnern einige Projekte durch, die auch von sorbischen Jugendlichen gut angenommen wurden, so zum Beispiel das alljährliche Kickerturnier in Ostro. Lehrreich war die Teilnahme am diesjährigen Kongress der Föderalistischen Union europäischer Minderheiten (FUEV) im Mai in Wrocław. Neben Vertretern der Domowina waren auch die Pawk-Vorsitzende Franziska Grajzareck und die Vertreterin der niedersorbischen Jugend Silva Oehlert dabei.
Bautzen (SN/at). Mit einem neuen Projekt möchte die Regionalsprecherin der Domowina für das Territorium des Regionalverbandes „Jan Arnošt Smoler“ Bautzen, Sonja Rehor, besonders junge Familien erreichen. Wie sie auf der Jahresabschlussveranstaltung des Regionalverbandes am 8. Dezember im Haus der Sorben betonte, soll der traditionelle Familiennachmittag, der 2016 in der Paulus-Schule in Königswartha stattfand, um ein eigenes Format für junge Eltern mit ihren Sprösslingen erweitert werden.
Als weitere Höhepunkte im Arbeitsplan 2017 nannte die Regionalverbandsvorsitzende Jana Peter die Domowina-Hauptversammlung im März in Hoyerswerda, das 12. Internationale Folklorefestival „Lausitz“ Ende Juni in Crostwitz und Drachhausen (Niederlausitz) sowie den 25. Herbstnaturmarkt auf dem Areal der Verwaltung des Biosphärenreservats Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft in Wartha, Gemeinde Malschwitz. Außerdem veranstaltet der Domowina-Regionalverband einen Tag der offenen Tür im Měrćin-Nowak-Haus in Nechern.
Am 10. Dezember 1716 wurde die „Sorabija Lipsk“ gegründet, so die Legende. Tatsächlich dauerte es fast ein Jahr, bis sich sechs sorbische Theologiestudenten in einem Predigerverein zusammengeschlossen hatten. Dort wollten sie das muttersprachliche Predigen üben, denn sorbische Schriftstücke gab es damals kaum. Diese Geschichte hörte man auf der großen Feier der Leipziger Studenten zum 300. Geburtstag ihres Vereins am 10. Dezember viele Male. Eingeladen waren auch ehemalige Mitglieder der Sorabija.
Ganz in der Tradition des Vereins begannen die Feierlichkeiten mit einem Gottesdient in der Nikolaikirche, denn die Stammkirche der Theologen, die Paulinerkirche, wurde zu DDR-Zeiten gesprengt und befindet sich derzeit als Teil der Universität im Wiederaufbau. Die Messe fand im „guten ökumenischen Geiste“ statt, so der sorbische Superintendent Jan Mahling. In seiner Predigt sagte Konzelebrant Prof. Peter Zimmerling: „Es ist wichtig und ergiebig, wenn Glaube und Wissenschaft gemeinsam schreiten. Schließlich sind dies keine Gegensätze, sondern zwei Seiten der gleichen Medaille.“
Die Initiative Serbski Sejm veranstaltet Anfang 2017 den ersten sorbischen Bildungsgipfel. Er findet am 14. Januar im Bautzener Steinhaus statt.
Bautzen (SN/MkWj). „Der dramatische Niedergang der alltäglichen Verwendung der sorbischen/wendischen Sprache einerseits und das Erkennen der enormen Wichtigkeit der Sprache als identitätsstiftenden Pfeiler des sorbischen/wendischen Volkes andererseits alarmieren, dass keine Zeit mehr verloren gehen darf, die Geschicke des sorbischen/wendischen Gemeinwesens gerade in diesem Bereich selbstbestimmt in die Hand nehmen.“ So heißt es in einer Stellungnahme der Initiativgruppe zu dieser Veranstaltung.
Als ein erster Schritt zur angestrebten Bildungs- und Kulturautonomie soll der Bildungsgipfel allen Akteuren eine Plattform bieten, die heutigen Defizite zu benennen, ihre Ideen zur Verbesserung vorzustellen, miteinander zu diskutieren, um anschließend Lösungswege zu formulieren und einzufordern.
In Wittichenau gibt es vielfältige Bemühungen um die Sprachpflege. Wie diese genau aussehen, erläuterte der Sorbenbeauftragte Stephen Rachel in seinem Jahresbericht dem Stadtrat.
Wittichenau (AK/SN). Zweisprachige Bildung wird in Wittichenau seit 2009 durchgängig vom Kindergarten bis zur Oberschule angeboten. Kindergärten, Grundschule, Oberschule, Kirche, Stadt und Vereine bemühen sich vielfältig um die sorbische Sprache. Dies unterstrich Sorbenbeauftragter Stephen Rachel, zugleich Bauamtsleiter der Stadt, am 14. Dezember zur Ratssitzung in seinem Jahresbericht für 2016. „Es ist wichtig, durchgängig und konsequent die Sprache zu pflegen. Ich bin froh, dass hier alle an einem Strang ziehen. Über Jahre war das nicht so“, zog er Bilanz.