Geschichten erzählen, das kann er. Egal, ob deutsch oder sorbisch, ob für Erwachsene oder Kinder, ob für Zeitung, Bühne, Film oder Radio, ob es ein Bilderbuch werden soll oder ein Krimi für junge Leser, ob es sich um einen historischen Fall aus dem Mittelalter oder eigene Kindheitserinnerungen handelt – auf eins kann sich der Leser bei Jurij Koch verlassen: Langweilig wird es nicht. Dafür beherrscht der 1936 in dem kleinen Dorf Horka in der Oberlausitz geborene Schriftsteller sein Handwerk zu gut.
Und Spaß macht ihm das Schreiben offensichtlich immer noch.
So erschien 2014 der zweite Teil seiner Erinnerungen an die Kindheit auf Sorbisch. Und bevor dem Leser die Zeit zu lang wird bis zur geplanten deutschen Ausgabe dieser Erinnerungen (der erste Teil erschien 2012 unter dem Titel „Das Feuer im Spiegel“), kann er sich jetzt schon an der Neuauflage eines Koch’schen Klassikers sowie an zwei deutschen Erstveröffentlichungen erfreuen.
Zwei Jubiläen nehmen unter den Vorhaben der sorbischen Vereine für das Jahr 2016 einen besonderen Platz ein: Der 200. Geburtstag von Jan Arnošt Smoler (Johann Ernst Schmaler) am 3. März sowie der 100. Geburtstag von Jurij Brězan am 9. Juni.
Dem Mitbegründer und späteren Vorsitzenden der sorbischen wissenschaftlichen Vereinigung Maćica Serbska Jan Arnošt Smoler war das Wirken für sein Volk eine Verpflichtung auf Lebenszeit. Als Student sammelte er in der Ober- und Niederlausitz sorbische Volkslieder. Später, als Redakteur und Verleger, kümmerte er sich um das gedruckte sorbische Wort. Und schließlich warb er unermüdlich – ebenso im slawischen Ausland – für die Vision eines sorbischen geistigen Zentrums in Bautzen. Das Haus der Maćica Serbska, auch Wendisches Haus genannt, konnte zwanzig Jahre nach seinem Tod 1884 endlich Realität werden. Diese Aufzählung entbehrt jeder Vollständigkeit. Dennoch hilft sie, Smolers Engagement für sein Volk etwas zu veranschaulichen.
Bozen (GS/SN/JaW). In der südtiroler Hauptstadt Bozen wurden am 14. Dezember die Vorrundengruppen für die Europeada 2016 ausgelost, zwei Tage nach der Gruppen-Auslosung für die Fußball-Europameisterschaft in Paris. Parallel zum Turnier der Nationalmannschaften in Frankreich ermitteln die nationalen Minderheiten ihre Fußball-Europameister vom 18. bis 26. Juni.
Die Landesrätin der gastgebenden Region Trentino-Südtirol und Vizepräsidentin der Föderalistischen Union europäischer Minderheiten FUEN Marta Stocker begrüßte alle Gäste. Zugleich blickte sie auf die unvergessliche Woche zur Europeada 2012 bei den Sorben in der Lausitz zurück und lobte die slawische Minderheit. Per Video riefen sich die Anwesenden die Veranstaltung in der Lausitz in Erinnerung. „Die Messlatte für die Gastgeber aus Südtirol ist hoch“, lautete ihre einhellige Meinung.
Ostro (SN/MWj). Nach zwei Jahren Pause hat der Regionalverband der Domowina „Michał Hórnik“ wieder eine Vorsitzende. Auf der Hauptversammlung am 13. November in Ostro war Rosalia Ziesch aus Crostwitz bereit, für dieses Amt zu kandidieren. Die 46 Delegierten aus den Ortsgruppen der Domowina und aus den Mitgliedsvereinen wählten sie einstimmig. Vorgeschlagen waren ebenso Mirko Schmit und die Regionalsprecherin Katharina Jurk. Beide lehnten eine Kandidatur jedoch ab. In ihrem Schlusswort sagte Rosalia Ziesch, sie habe gehofft, dass es noch einen weiteren, vielleicht jüngeren Kandidaten gäbe. Trotzdem ist sie sich sicher, dass der Regionalverband mit einem starken Vorstand die nächsten Aufgaben meistert. Dem in Ostro gewählten zehnköpfigen Vorstand gehören neben mehreren bisherigen Mitgliedern auch einige neue Gesichter an, unter anderem der Crostwitzer Uhrmachermeister Jürgen Neck und das mit 19 Jahren jüngste Mitglied Rafael Jatzwauk vom Ostroer Jugendklub.
Berlin (SN/MkWj). Eine Konferenz unter dem Motto „Heimat – Identität – Glaube“ fand Mitte des Monats in Berlin statt. Dazu eingeladen hatten der Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und der Beauftragte der Bundesregierung für Angelegenheiten der Aussiedler und der Minderheiten Hartmut Koschyk (CSU). Eingeladen waren Vertreter der Aussiedler, aller vier in Deutschland anerkannten nationalen Minderheiten sowie Vertreter deutscher Minderheiten im Ausland. Gekommen waren aber auch Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, der Kirchen, des Sports und der Kultur. Die Sorben vertrat der Vorsitzende der Domowina David Statnik. Die Veranstaltung hatten Judith Walde vom Minderheitensekretariat der autochtonen Minderheiten in Deutschland – der Dänen in Deutschland, der Friesen, der Sinti und Roma und der Sorben – und ihre Mitarbeiterin Madlenka Kowar mit vorbereitet. Die Veranstaltung fand im großen Konferenzsaal des Bundesinnenministeriums statt.
Bautzen (jb/SN/CoR). Zum ersten Mal oblag Jakub Schäfer und Maximilian Krahl die Regie des diesjährigen sorbischen Studententreffens am 21. November in Bautzen, der 141. Schadźowanka. Die beiden Radiborer ernteten viel Beifall, obwohl sie noch im Bühnenprogramm heftiger Kritik ausgesetzt waren.
Neue Chefredakteurin
Bautzen. Sarah Mitschke ist ab dem 1. Januar 2016 neue Chefredakteurin der sorbischen Kulturzeitschrift Rozhlad (Ausblick). Die gebürtige Räckelwitzerin hat dieses Jahr an der Universität Leipzig ihr Masterstudium der Linguistik abgeschlossen. Die 25-jährige Sorbin löst den bisherigen Chefredakteur Dr. Viktor Zakar ab, der die Leitung der niedersorbischen Abteilung des Sprachzentrums WITAJ in Cottbus übernehmen wird.
Zusätzliche Mittel
Berlin. Der Bund wird die sorbische Sprache in digitalen Medien stärker fördern. Auf Antrag von CDU, CSU und SPD hat der Haushaltsauschuss des Deutschen Bundestages am 13. November beschlossen, nächstes Jahr dafür 765 000 Euro zusätzlich zur Verfügung zu stellen, teilte der Bundestagsabgeordnete Thomas Jurk (SPD) mit. Dafür will das Bundesinnenministerium einen gesonderten Haushaltstitel erstellen.
Schenkung für Museum
Dresden (SN/JaW). Der Rat der Stiftung für das sorbische Volk muss weiter nach einem neuen Direktor für die Stiftung suchen. Auch der zweite Anlauf, einen neuen Chef auf den verantwortungsvollen Posten zu berufen, ist fehlgeschlagen. Das musste gestern der Vorsitzende des Stiftungsrates Jan Budar im sächsischen Justizministerium in Dresden Journalisten enttäuscht mitteilen.
Der Bundesvorstand der Domowina hat zur Unterbringung von Flüchtlingen im sorbischen Siedlungsgebiet eine offizielle Stellung abgegeben.
Bautzen (SN/JaW). Der Bundesvorstand der Domowina empfiehlt den Kommunen im sorbischen Siedlungsgebiet, im Sinne von Menschlichkeit und Toleranz bei der Unterbringung von Flüchtlingen zu helfen. „Wir wünschen uns von allen Einwohnern und Kommunalpolitikern die Offenheit, die neuen zeitweiligen oder längerfristigen Mitbewohner ohne Vorurteile in ihren Dörfern willkommen zu heißen und zu unterstützen“, heißt es unter anderem in der Erklärung, die das Gremium am 21. November in Bautzen verabschiedet hatte. Dem Beschluss war eine längere und sehr kontroverse Diskussion vorausgegangen. Hauptthema war, ob die Domowina überhaupt dazu Stellung nehmen müsse. Die Mehrheit der Anwesenden hat sich letztlich doch durchgerungen, eine Stellung abzugeben.